Ich erinnere mich an den besonderen Duft, der mir sofort in die Nase kroch, wenn ich als Kind im Winter das Haus verließ: Weicher, weißer Schnee bedeckte den Hof und von unter dem Hauseingang stiegen süßliche Dampfschwaden hoch zu mir. Mein Vater war in der Brennerei zugange. Und obwohl ich nicht verstand, was er da tat, zog es mich immer wieder in diesen mollig warmen Raum mit dem monströsen Kupferastronauten. Heute stehe ich selbst vor dem Kessel, der mir damals so mysteriös erschien. Er prägt nun mein Leben und Schaffen.
Als ich 2012 nach fast 7 Jahren Studium und Leben in Italien wieder in die Heimat zurückkehrte – mit der fixen Idee Brennerin zu werden – waren meine Eltern zunächst nicht sonderlich begeistert. Mein Vater brannte, ja, allerdings nur nebenbei, als Hobby sozusagen. Die Brennerei war nur ein Zubrot zur Landwirtschaft. Heute ist sie meine Existenz.
Dazwischen hat sich einiges getan: Ausbildung zur Edelbrandsommlière, Geburt unserer ersten Tochter Marlene, Abschluss als staatlich geprüfte Brennerin, Neubau der Destillathek, Ernennung zur ‘Best female distiller’ in Berlin 2018, Geburt unserer zweiten Tochter Viola, unzählige viele neue Brände und der ganz normale Alltagswahnsinn.
